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Kritischer Blick auf die Stanford Twin-Study

Gelegentlich führe ich mit meiner geschätzten Kollegin Julia Tulipan aus Wien einen “Science Talk”. In der aktuellen Episode haben wir uns intensiv mit der “Stanford Twin Study” auseinandergesetzt, die von Dr. Christopher Gardners Institut durchgeführt wurde. Diese Studie hat für Aufsehen gesorgt, und es war uns ein Anliegen, die Methodik, Ergebnisse und Interpretationen dieser Studie genauer zu beleuchten.


Das Wichtigste im Überblick

  • Das Institut von Dr. Christopher Gardner erhielt massive Förderungen von Beyond Meat.
  • Die Studie wurde von einem prominenten veganen Millionär unterstützt. Dieser Millionär hat auch “The Game Changers” finanziert und heißt Kyle Vogt. Er hat ebenfalls Netflix Serie “Youare what you eat” über die gerade eben veröffentlichte Twin Study gesponsert.
  • Interessant, dass schon die Netflix Serie fertig ist, obwohl die Studie gerade erst veröffentlicht wurde
  • Ergebnisse der Studie in zwei getrennten Publikationen veröffentlicht. Eine macht Schlagzeilen, die andere wird nicht erwähnt.
  • Gardner beschäftigt sich schon lange mit dieser Art von Studien. Hat auch die bekannte A to Z Study gemacht – in der LowCarb am besten abgeschnitten hat. Er weiß also um die Effekte, die LowCarb auf alle kardiovaskulären Risikofaktoren haben kann.
  • Nur LDL-Cholesterin und Insulin waren signifikant unterschiedlich zwischen den Gruppen. Alle anderen Endpunkte nicht signifikant.
  • Große Unterschiede zwischen den Gruppen: nicht nur vegan vs. omnivore: Veganer im Schnitt 180 kcal weniger; signifikant weniger Zucker;

Gardner ist Präsident der “Stanford Plant-Based Diet Initiative” (PBDI),die von Beyond Meat mit einer über 5 Jahre laufenden Förderung bedacht wurde.


Die “Stanford Twin Study”: Ein Überblick

Die Studie verglich die Auswirkungen von omnivorer und veganer Ernährung auf identische Zwillinge in einer randomisierten klinischen Studie. Es wurden 22 Zwillingspaare untersucht, wobei einem Zwilling eine vegane und dem anderen eine omnivore Diät zugewiesen wurde. Beide Diäten waren gesundheitsorientiert und legten Wert auf Vollwertkost und minimale Verarbeitung von Kohlenhydraten. Die Teilnehmer erhielten für die ersten vier Wochen Mahlzeiten und wurden dann angewiesen, die Diät für die verbleibenden vier Wochen selbstständig fortzusetzen.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren im Fokus

Ein besonderer Aspekt der Studie war die Konzentration auf kardiovaskuläre Risikofaktoren, insbesondere das LDL-Cholesterin. Wir waren jedoch skeptisch hinsichtlich der Neuheit der Ergebnisse, da ein Rückgang des LDL-Cholesterins in der veganen Gruppe aufgrund der pflanzenbasierten Ernährung zu erwarten war. Wir stellten auch die Relevanz dieser Ergebnisse für die Herzgesundheit in Frage, insbesondere da die Teilnehmer zu Beginn der Studie gesund waren und keine abnormen Cholesterinwerte aufwiesen.

Ernährungsaspekte und Nährstoffaufnahme

Wir diskutierten auch die ernährungsphysiologischen Aspekte der Diäten und stellten fest, dass die vegane Gruppe eine geringere Proteinaufnahme hatte und weniger Kalorien als gewöhnlich konsumierte. Die Bedeutung der Gesamtnährstoffzufuhr, einschließlich Faktoren wie Proteinaufnahme und Kalorienbilanz, wurde hervorgehoben.

Kritische Betrachtung der Studienendpunkte

Zudem äußerten wir Bedenken hinsichtlich der Wahl der Endpunkte in der Studie, insbesondere der Messung des Vitamin-B12-Spiegels im Serum. Wir argumentierten, dass dieser Marker möglicherweise nicht empfindlich genug ist, um Veränderungen des B12-Status über die kurze Dauer der Studie hinweg zu erkennen. Es wurde betont, dass umfassendere Marker zur Beurteilung des Ernährungszustands in Betracht gezogen werden sollten, insbesondere im Kontext langfristiger Ernährungsmuster.

Transparenz und Interessenkonflikte

Ein kritischer Punkt unserer Diskussion waren mögliche Interessenkonflikte, da die Studie große finanzielle Unterstützung von Beyond Meat und einem prominenten veganen Millionär erhielt. Wir beleuchteten die breiteren Themen der Transparenz in der wissenschaftlichen Forschung und den Einfluss der Finanzierung auf Forschungsergebnisse und Schlussfolgerungen.

Die Rolle von Geld und Industrie in der Wissenschaft

Die Diskussion konzentrierte sich auch auf die Herausforderungen bei der Interpretation der Studie. Wir sprachen über die Beteiligung von Big Money und der Industrie in den Medien, der Veröffentlichungslandschaft und der Wissenschaft.

Quellen

Landry, Matthew J., et al. “Cardiometabolic Effects of Omnivorous vs Vegan Diets in Identical Twins: A Randomized Clinical Trial.” JAMA Network Open 6.11 (2023): e2344457-e2344457.

https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2812392

Ward, Catherine P., Matthew J. Landry, and Christopher D. Gardner. “Abstract P222: Consuming a Vegan Diet Compared to Omnivore Diet Leads to No Significant Changes in Serum TMAO, Fasting Glucose, Insulin, or Vitamin B12: The Twins Nutrition Study (TwiNS) Randomized Controlled Trial.” Circulation 147.Suppl_1 (2023): AP222-AP222.

https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/circ.147.suppl_1.P222

Artikel von Nina Teicholz zur TwiNS: https://unsettledscience.substack.com/p/stanfords-vegan-twin-study-science

Artikel von Zoë Harcombe zur TwiNS: https://www.zoeharcombe.com/2023/12/vegan-vs-omnivore-diet/

 

Diplom Oecotrophologin, Freie Wissenschaftsjournalistin, neugierig, kritisch, undogmatisch

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