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Krebspatienten: Ist die Warnung vor Keto-Diäten gerechtfertigt?
Gestern war auf der Internetseite der Süddeutschen zu lesen, Ärzte würden Krebspatienten vor Keto-Diäten warnen. Ausgangspunkt dürfte eine Stellungnahme von Erickson et al. in der aktuellen Ernährungs Umschau, dem Fachblatt der deutschen Ernährungsfachkräfte, gewesen sein. Diese setzt sich äußerst kritisch mit dem Thema ketogene Diäten bei Krebserkrankungen auseinander. Das ist prinzipiell auch zu befürworten, denn eine ketogene Ernährung stellt eine deutliche Abweichung von üblichen Ernährungsmustern dar. Vor allem bei Krebspatienten ist es wichtig, dass sie diese nicht in Eigenregie durchführen, weil es dann zu Fehlern und zu einer unerwünschten Gewichtsabnahme kommen kann. Zudem müssen die Patienten darüber aufgeklärt werden, dass sich Tumore nicht aushungern lassen und dass eine Ernährungsumstellung immer eine supportive Maßnahme darstellt und keine Wunder zu erwarten sind. Darin und in der Forderung nach mehr Humanstudien über ketogene Ernährungsformen und einer besseren Beratung der Patienten, stimme ich mit den Autoren der vorgenannten Publikationen völlig überein.
Was ich allerdings überhaupt nicht verstehen kann ist, dass die ketogene Ernährung mit dubiosen Krebsdiäten in einen Topf geworfen wird, dass ihre Auswirkungen teilweise falsch dargestellt und ihre potenziellen Nebenwirkungen maßlos übertrieben werden. Mit Aussagen wie, es käme nach initialer Verlangsamung des Krebswachstums zu einem beschleunigten Tumorzellwachstum macht man den Menschen nur Angst. Belegt ist dies nicht. Auch stimmt es nicht, dass eine ketogene Diät das Wachstum von Tumorzellen nur dann verlangsamt, wenn es zeitgleich zu einer Gewichtsabnahme kommt.
Ärgerlich ist, dass sowohl die Ernährungs Umschau als auch die Süddeutsche die Ausführungen der Gruppe um Erickson völlig unkritisch bzw. unkommentiert übernehmen. Zu einem längeren Artikel dieser Gruppe, der kürzlich hin der Zeitschrift Clinical Oncology erschienen ist, wurden immerhin drei kritische Leserbriefe publiziert (Klement et al., Gonder, Toth et al.), die u. a. eine Neubewertung der Erickson-Arbeit fordern und deren Ausführungen für irreführend hielten.
Falsch ist zudem, wie in der Süddeutschen beschrieben, dass bei ketogenen Kostformen generell nur 20 g Kohlenhydrate täglich erlaubt seien, dass man unter ketogener Kost sein Gewicht kaum halten könne und dass alle Patienten unter einer ketogenen Diät “leiden” würden, weil sie die Nahrungsauswahl und das Sozialleben zu sehr einschränke.
Wie die Erfahrung vieler Anwender zeigt, kann eine ketogene Ernährung sehr wohl gut schmecken, gut bekömmlich sein und nicht zu unerwünschten Gewichtsverlusten führen. Dazu muss sie aber sorgfältig geplant und durchgeführt werden, wozu es in dieser Kostform versierte Ernährungsfachkräfte bräuchte. Am Ende des Artikels in der Süddeutschen bemängelt Frau Dr. Hübner von der Uni Jena, dass es in Deutschland leider an flächendeckenden Angeboten wissenschaftlich fundierter Ernährungsberatung fehle. Dazu muss m. E. aber auch gesagt werden, dass sie dazu selbst beiträgt, indem sie durchaus vielversprechende Ansätze wie eine ketogene bzw. deutlich kohlenhydratreduzierte Ernährung durch ihre pauschalierenden Stellungnahmen regelrecht boykottiert.
Am Ende stehen die Patienten im Regen, denen man so sicher nicht zu eine guten Begleitung und Beratung verhilft.
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