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Empfehlung zu fettarmer Ernährung: katastrophal für die Gesundheit!
Wer aus gesundheitlichen Gründen weniger Kohlenhydrate essen möchte, sorgt sich oft, weil dabei mehr fettreiche Lebensmittel gegessen werden dürfen, ja sogar gegessen werden sollen. Zu tief sitzen die Vorurteile gegenüber dem kalorienreichen Nährstoff, der lange Zeit für überflüssige Pfunde und allerlei Gesundheitsstörungen verantwortlich gemacht wurde. Dass diese Sorgen schon immer unberechtigt waren, habe ich in meinen Büchern, Artikeln und Vorträgen immer wieder betont. Umso mehr freut es mich, nun prominente Schützenhilfe zu bekommen: Denn immer mehr Wissenschaftler und Ärzte stellen die auch von der DGE noch immer propagierte fettarme Ernährung in Frage, ja bezeichnen sie endlich als das, was sie für viele ist: als unwissenschaftlich, weil von der Industrie beeinflusst, und als Katastrophe für die Gesundheit.
Von den USA beeinflusst
In den 1980er Jahren begann das Landwirtschaftsministerium der USA damit, der Bevölkerung eine fettverminderte, kohlenhydratreiche Ernährung zu empfehlen. Damit sollte sowohl Übergewicht als auch Krankheiten wie Herzinfarkt und Krebs vorgebeugt werden – was daraus geworden ist, lässt sich bei einem Besuch der Vereinigten Staaten oder beim Lesen der Gesundheitsstatistiken leicht erkennen: Es wurde alles nur schlimmer. Heute sind mehr als ein Drittel der Amerikaner adipös, das heißt fettleibig. Die Zuckerkrankheit Diabetes ist zur Epidemie geworden, und weder der Herzinfarkt noch der Krebs sind besiegt, trotz großer Fortschritte in der Behandlung.
Da viele Länder, inklusive Deutschland, die amerikanischen Empfehlungen kritiklos übernommen haben, wundert es nicht, dass sich Übergewicht und Diabetes auch hierzulande immer weiter ausbreiten, ebenso wie die Folgeerkrankungen. Dabei war die Anti-Fett-Propaganda wissenschaftlich nie bewiesen worden, es hat immer Kritiker gegeben und Warnungen vor den unerwünschten Folgen einer allzu fettarmen und damit zwangsläufig kohlenhydratreichen Ernährung. Leider wurden sie lange ignoriert. Doch allmählich wächst eine junge Generation an Ärzten und Wissenschaftlern heran, die das Thema noch einmal aufrollen und dazu neue und alte Studien akribisch unter die Lupe nehmen. Und siehe da: nach und nach rehabilitieren sie alle das Fett, auch die gesättigten bzw. die tierischen Fette.
Fett macht weder fett noch krank – im Gegenteil!
Die amerikanischen Forscher Mozaffarian und Ludwig beispielsweise beschrieben kürzlich in der New York Times die Sinnlosigkeit einer ausgeprägt fettarmen Ernährung. Breit angelegte Studien hätten gezeigt, dass eine fettarme Diät Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Diabetes oder Krebs nicht verhindern kann. Andererseits wisse man inzwischen aber, dass die fettreiche mediterrane Ernährung etliche Risiken deutlich verringert und einer Gewichtszunahme vorbeugt. Weitere Studien hätten unter anderem gezeigt, dass sich fettreiche Diäten ebenso gut, wenn nicht gar besser als fettarme Diäten, zum kurzfristigen Abnehmen eignen. Statt Fette einzusparen möge man besser auf deren Qualität achten, frische, vollwertige Lebensmittel essen und vor allem raffinierte Getreideprodukte und Zuckerreiches meiden. Die Begrenzung des Fettanteils, so die beiden angesehenen Ernährungsexperten, sei „ein überholtes Konzept“.
Auch in Großbritannien brodelt es: Bereits 2013 hatte der Arzt Anselm Malhotra im British Medical Journal darauf hingewiesen, dass die gesättigten Fette, wie sie beispielsweise in Milchprodukten und Kokosöl dominieren, keine Ursache von Herzkrankheiten seien. Man möge daher derlei Mythen endlich aufgeben. Und ganz aktuell schalteten sich auch zwei gemeinnützige Gesundheitsorganisationen in die Diskussion ein: Sie veröffentlichten einen Bericht, wonach die bis dato empfohlene fett- und cholesterinarme Ernährung auf von der Industrie beeinflussten Daten beruhe und sich als „katastrophal“ für die Volksgesundheit erwiesen habe. Es sei höchste Zeit, hochwertige, von Natur aus fetthaltige Lebensmittel wie Nüsse, Avocados, Milchprodukte, Fleisch und Fisch zu rehabilitieren. Die Dämonisierung der natürlicherweise fettreichen Lebensmittel habe die Menschen davon abgehalten, sich vollwertig und gesund zu ernähren. Man müsse stattdessen endlich die Zufuhr raffinierter Kohlenhydrate begrenzen.
Von den USA lernen!
In ihren jüngsten Ernährungsrichtlinien für die Bevölkerung ist die amerikanische Regierung tatsächlich davon abgerückt, eine Obergrenze für Fett und für Cholesterin zu empfehlen. Stattdessen wird geraten, sich eine ausgewogene, nahrhafte und gut sättigende Ernährung aus frischen Grundnahrungsmitteln zusammenzustellen. Hoffentlich orientieren sich die hiesigen Verantwortlichen für Ernährungsrichtlinien auch diesmal an den amerikanischen Vorbildern. Noch besser wäre, sie gingen mal einen mutigen Schritt voran. Denn die Amerikaner warnen noch immer vor zu vielen gesättigten Fettsäuren, auch wenn es dafür ebenso wenig Beweise gibt wie für eine generelle Fettwarnung. So befanden der amerikanische Wissenschaftler Ramsden und sein Team nach Auswertung aller verfügbaren Daten zu diesem Thema kürzlich, ebenfalls im British Medical Journal: Die Studien zeigen, dass ein Austausch von gesättigten Fetten durch linolsäurereiche Pflanzenöle zwar den Cholesterinspiegel senken könne. Daraus erwachse jedoch weder ein vermindertes Herzinfarkt- noch Gesamtsterberisiko! Im Übrigen hatten Ramsden und sein Team aufgedeckt, dass die frühen Studien zur Fett- und Cholesterinproblematik nur teilweise publiziert wurden und nur deswegen die allgegenwärtige Fettphobie schüren konnten. Ich bin wirklich dankbar, dass diese Manipulationen jetzt ans Tageslicht kommen!
Bei Fetten unbegrenzt zuschlagen?
Natürlich geht es niemals darum, soviel Fett wie möglich zu essen! Insbesondere sollten nie fett- und kohlenhydratreiche Lebensmittel in großen Mengen miteinander kombiniert werden, vor allem, wenn man einer Insulinresistenz, an Übergewicht oder Diabetes leidet. Im Rahmen einer ausgewogenen Low-Carb-Ernährung, sei es nun nach der LOGI-Methode oder strenger nach den Richtlinien von LCHF oder einer ketogenen Kost, spielen hochwertige Fette jedoch eine herausragende Rolle: für die Gesundheit und für den Geschmack.
Liebe Frau Ugonder,
Gerne verfolge ich Ihre Publikationen und lese die hier veröffentlichten Artikel. Ich habe mich für ein bis zwei Jahre sehr kohlenhydratreich ernährt und habe mit meinen damals 17 Jahren auch keine unmittelbaren negativen Auswirkungen verspürt, bis auf ein alltägliches Mittagstief. Mittlerweile ernähre ich mich sehr ausgewogen. Ich esse viel Obst und grünes Gemüse, Fleisch, vereinzelt Milchprodukte und decke meinen Tagesbedarf zu ca. 35% mit guten Fetten. Oft erwische ich mich trotzdem noch dabei hin und hergerissen zu sein, welches “Extrem” der bessere Weg ist, oder zu welchem Extrem man eher tendieren sollte. Ernährt man sich bewusst, so ist man doch stetig auf der Suche nach der perfekten Ernährung. Sieht man dann wie selbsterklärte Experten auf YouTube seit Jahren eine fettarme und kohlenhydratreiche Ernährung anpreisen, gerät man trotz des kommerziellen Standes der Person immer wieder ins Grübeln.
(Hier ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=pa1-7ute0_A )
Können Sie meinem Grübeln vielleicht einen Riegel vorschieben?
Bezogen auf ihre Veröffentlichung in der Saarbrücker Zeitung vom 20. Mai, wüsste ich außerdem gerne wie entscheidend die Vermeidung von häufigen Insulinausstößen für die Gesundheit und das menschliche Gehirn ist, weil ein gestörter Insulinstoffwechsel mit Typ 3 Diabetes und Demenz in Verbindung gebracht wird. Insulin wird ja nun auch ausgestoßen, wenn man sich ketogen oder low carb ernährt.
Mit freundlichen Grüßen
Nils Bergmann
Lieber Herr Bergmann, ich finde am Wichtigsten, auf den eigenen Körper zu hören: Womit geht es mir gut, fühle ich mich fit, gesund und leistungsfähig. Da es nicht eine Ernährung für alle gibt, sondern die Menschen sehr unterschiedlich sind, ist das m. E. der wichtigste Punkt. Was das Insulin angeht: Insulinausschüttungen sind per se gesund und lebenswichtig (!) und in keiner Weise unerwünscht. Bei Krankheiten geht es darum, dass über viele Jahre aufgrund falscher Ernährung, Übergewicht, Stress u.v.m. zu viel Insulin ausgeschüttet wird, was auf Dauer resistent macht. Also bitte nicht das Insulin verteufelen, es ist eins unserer wichtigsten Hormone. Es geht um das Zuviel.
Ich selbst, Jahrgang 1947, kann mich noch gut daran erinnern, als schon in den 60er Jahren in allen Frauenzeitschriften dem Fett der Kampf angesagt wurde und das Kalorienzählen aufkam. Während meiner Studienzeit Ende der 60er Jahre gab es kaum eine Kommilitonin, die sich nicht entsprechend der Brigitte-Diät streng fettarm und kalorienreduziert ernährte. Das Resultat: viele von ihnen sind jetzt übergewichtige und diabetische Rentnerinnen.
Nicht weil sie sich ungesund ernährt hatten, sondern weil sie den Empfehlungen für eine kohlenhydratreiche, fettarme “gesunde Mischkost” gefolgt sind, haben sich Hyperinsulinismus und Insulinresistenz bei ihnen über Jahrzehnte hochgeschaukelt und zu Übergewicht und Altersdiabetes geführt.
Auch mir war es so gegangen, bis ich meine Ernährung radikal auf LCHF umgestellt hatte und in noch nicht einmal einem Jahr den Diabetes und einen großen Teil meines Übergewichts los wurde. Von ärztlicher Seite erhielt ich keine Unterstützung, im Gegenteil.
Danke Frank Linnhoff für diese Erfahrungen.
Ich habe in den 1980er Jahren studiert, als die “Fettarm-Welle” auf ihrem Höhepunkt war. Die Folgen sehen wir heute. Was besonders schlimm ist: Viele Menschen fürchten sich aufgrund der jahrzehntelangen Propaganda so sehr vor dem Fett, dass sie sich nicht trauen, etwas zu ändern.
Andererseits kommen jetzt viele Medienberichte, die pauschal sagen, Fett ist unproblematisch, ja wichtig und gesund (was ja nur auf qualitativ hochwertige Fette zutrifft. Sie sagen nichts oder das Falsche zur Fettqualität und vergessen zu erwähnen – besonders fatal – das bei einer fettreichen Kost die KH runter müssen. Mal sehen, wo das endet.
Wie so oft gilt: Die Mischung machts! Weder auf Fett verzichten, noch eine zu fettreiche Ernährung ist der Way to go.
Liebe Grüße