In einer großen Studie zur "Frauengesundheit" (The Women´s Health Initiative, JAMA 2006) sollte eine sehr fettame Diät (weniger als 20 Prozent der Kalorien) die postmenopausalen Damen vor Darm- und Brustkrebs, Herz- und Hirninfarkt schützen. Der Versuch erwies sich als Mega-Flop, denn die erwünschten Ergebnisse wollten einfach nicht eintreten. Nach acht Jahren Magerkost waren weder die Krebsraten noch Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Risikofaktoren dafür vermindert. Auch die beobachteten Gewichtsverluste waren mit 1,9 kg im ersten Jahr mager, danach ging es - wie immer - mit dem Gewicht wieder bergauf.
In einer Nachuntersuchung gingen die Autoren nun der Frage nach, ob es einen langfristigen Zusammenhang zwischen der fettarmen Studiendiät und der Körperzusammensetzung der Frauen gäbe (Carty, CL et al: Am J Clin Nutr 2011;93:516-524). Nach 6 Jahren fand man bei weißen und normalgewichtigen Frauen sowie bei jenen, die keinen Diabetes hatten, eine leicht, jedoch signifikant verminderte Fettmenge. Bei Diabetikerinnen, Afro-Amerikanerinnen sowie bei Übergewichtigen fand sich kein nennenswerter Unterschied.
Auch dies ist meines Erachtens ein mageres Ergebnis. In einem begleitenden Editorial kommt George Bray von der Louisiana State Universität allerdings zu der Erkenntnis, eine verringerte Fettzufuhr sei dennoch wichtig, um ein geringeres Gewicht zu halten (Bray, GA: Am J Clin Nutr 2011;93:481-482). Dieses Editorial ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich aus einigen Fakten, ein wenig Spekulation, einer Prise Wunschdenken und ein paar Selbstverständlichkeiten ein Konstrukt herstellen lässt, dass es einem erlaubt, bei seiner seit Jahrzehnten angestammten Meinung zu bleiben, auch wenn es reichlich anderslautende Evidenz gibt. Insofern ist es lesenswert.