Mindestens 25 prospektive Beobachtungsstudien und zahlreiche Labortests deuteten schon lange an, was Jenaer Ernährungstoxikologen und Lebensmittelchemiker jetzt durch genetische Tests bestätigen konnten: Der regelmßige Verzehr von fettem Fisch schützt offenbar vor Darmkrebs. Hauptverantwortlich für den Effekt werden die hoch ungesättigten Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA gemacht, die vor allem in fetten Kaltwasserfischen wie Hering, Makrele und Lachs vorkommen. Sie wirken nicht nur entzündungshemmend, sondern können direkt in die Funktion der entscheidenden Gene eingreifen: So werden Gene, deren Produkte zur Krebsentstehung beitragen, abgeschaltet, während Gene, deren Produkte zum Krebsschutz beitragen, eingeschaltet werden.
Damit greifen die Fischfette gezielt und auf mehreren Stufen in die Krebsentstehung ein. Das konnten die Jenaer Forscher um PD Dr. Michael Glei vom Lehrstuhl für Ernährungstoxikologie an Darmgewebe und Zellen ihrer 250 freiwilligen Testpersonen zeigen. Sie hatten ein halbes Jahr lang wöchentlich zwei Portionen Seefisch mit unterschiedlichem Fettgehalt verzehrt. Die Analysen von rund 20.000 verschiedenen Genaktivitäten in den entnommenen Darmzellen ergaben, dass bei jenen Testpersonen, die fettreichen Lachs gegessen hatten, die günstigen Genveränderungen wesentlich ausgeprägter waren als bei jenen, die mageren Dorsch verzehrt hatten. "Dies unterstützt unsere Annahme, dass die im Fisch enthaltenen Fettsäuren den Aufbau einer vor Krebs schützenden Barriere im Körper fördern", so Glei.
Reagenzglas-Tests mit der wässrigen Phase von Stuhlproben der Teilnehmer erbrachten weitere Hinweise auf einen Krebsschutzeffekt nach dem Verzehr von fettem Fisch: "Bei Krebszellen in frühem Entwicklungsstadium konnten wir eine Hemmung des Zellwachstums beobachten", so Nina Habermann, die im Rahmen einer Promotion an den Untersuchungen beteiligt ist. Die Studie ist Teil des EU-Projekts "SEAFOODplus", an dem 70 Partner aus 16 Nationen mitwirken.