Nun ist er also endlich da, der neue, lange erwartete, weltweite Report zum Thema Krebsprävention durch Ernährung und körperliche Aktivität. Herausgegeben wird er von der Weltgesellschaft für Krebsforschung, dem World Cancer Research Fund (WCRF), und dem amerikanischen Krebsforschungsinstitut, American Institute for Cancer Research (AICR). Der Vorgängerreport ist nun bereits 10 Jahre alt und so war es überfällig, die in der Zwischenzeit erschienen Studien zu bewerten und einzuarbeiten. Das hat rund vier Jahre gedauert und das Ergebnis lautet kurz gefasst: Zu viel Körperfett verursacht Krebs. Auch rotes Fleisch, Wurst und Alkohol werden als "überzeugende" Krebsursachen angesehen. Bei Wurst und Schinken gebe es "keine sichere Verzehrsmenge", so das AICR in einer Pressemeldung. Lediglich an Weihnachten könne man sich mal eine Portion Schinken gönnen. Im Übrigen wird empfohlen, ein Körpergewicht am unteren Ende des Normalgewichtes anzustreben, also eher einen BMI von 18,5 als von 20 oder 25 erreichen zu wollen - aber bitte ohne untergewichtig zu werden.
Also Leute, schafft die Würste ab und schießt die Metzger auf den Mond! Nährt euch artig von Grünzeug, werdet spindeldürr und rennt um euer Leben, auch wenn euch die ständigen Diäten zusammen mit dem Joggen längst zu Paranoiden und Essgestörten gemacht haben. Als Belohnung braucht ihr keine Angst mehr vor Krebs zu haben - sofern es euch nicht stört, dass rund drei Viertel aller Krebserkrankungen nichts mit der Ernährung oder der Figur zu tun haben.
Mir fällt zu soviel Ignoranz nur Zynismus ein. Ist es da nicht toll, dass es noch genügend Menschen auf der Erde gibt, die sich gar keine Wurst, geschweige denn ein Steak, leisten können? Die für jeden Krug Wasser kilometerweit laufen müssen? So gelangen sie wenigstens nicht ans obere Ende der Normalgewichtsskala! Wirklich, ein einmaliger Report. Dumm nur, dass er als "umfassendste Zusammenfassung des aktuellen Kenntnisstandes" gefeiert und vermutlich von vielen Organisationen kommentarlos übernommen werden wird.
Um es deutlich zu sagen: Die wissenschaftliche Evidenz für einen Zusammenhang zwischen rotem Fleisch, Wurst und Krebs ist nicht überzeugend: Im Report steht es sogar drin, dass beispielsweise nur vier von 16 Kohortenstudien einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Konsum von rotem Fleisch und Darmkrebs gefunden haben. In einem Fall betraf dies nur eine genetische Untergruppe (schnelle Acetylierer).
Was nicht in der Pressemeldung stand: Das Fett ist "aus dem Schneider"! Der Report musste konstatieren, dass es weder überzeugende noch wahrscheinliche Belege dafür gibt, dass Fett in der Nahrung mit irgend einer Krebserkrankung zu tun hat.