Man nehme
1 Mäusestamm mit einer starken, genetischen Veranlagung für Arteriosklerose (ApoE-/-)
1 übliche Nagerdiät mit 60 En% Kohlenhydraten, 15 En% Fett und 20 En% Protein
1 "Western Diet" mit 42 En% Fett, 15 En% Eiweißanteil und 43 En% Kohlenhydraten
1 absurde Diät mit 12 En% Kohlenhydraten, 43 En% Fett und 45 En% Protein
Zubereitung
Man teile die Mäuse in Gruppen und füttere diese mit den drei Diäten, verschweige bei der absurden Diät aber, dass sie toxische Mengen minderwertigen Proteins und zu wenig Fett enthält. Nun beobachte man die Veränderungen an den Blutgefäßen der Tiere (Aorten) und vergleiche sie mit den Auswirkungen unter üblicher Nagerdiät und unter "Western Diet".
Die gefundenen größeren arteriosklerotischen Plaques und Veränderungen bei den so genannten epithelialen Progenitorzellen (EPC), die zur Heilung geschädigter Gefäße beitragen, berichte man in einer renommierten Fachzeitschrift wie den Proceedings of the National Academy of Sciences (Foo et al, PNAS). Dann sorge man noch mit ein paar Interviews in den Medien dafür, dass die Ergebnisse dieser Studie unzulässigerweise auf den Menschen übertragen werden und auf übliche, essbare LowCarb-Diäten. Hilfreich ist hierbei ein besorgter Tonfall in der Argumentation sowie der beiläufige Hinweis des Hauptautors, er habe aufgrund der Ergebnisse seine LowCarb-Diät aufgegeben - eine übliche Mischkost sei wohl doch das Beste für den Menschen.
Schade, dass sich PNAS für sowas hergibt. Die Mäuse waren Mutanten, die besonders leicht arteriosklerotische Plaques bilden - eine Situation, die sich nicht auf die Allgemeinheit bzw. Menschheit übertragen lässt. Das LowCarb-Futter enthielt viel zu viel Eiweiß und zu wenig Fett. Essen Menschen so viel Protein und zugleich zu wenig Fett, werden sie auch krank und sterben im schlimmsten Fall. Zudem bestand das Protein im Tierversuch aus minderwertigem Casein. Dass Nagetiere unter caseinreicher Diät Nierenschäden entwickeln, ist bekannt. Eine Folge solcher Nierenschäden ist, dass weniger epitheliale Progenitorzellen gebildet werden.
Sicher müssen die langfristigen Folgen kohlenhydratverringerter Kostformen weiter untersucht werden - doch man sollte die Menschen nicht für dumm verkaufen. Es gibt mittlerweile reichlich Studien, an Mensch und Tier, die die Vorteile solcher Kostformen belegen - die hätte man wenigstens kritisch würdigen müssen. Aber nein, man zitiert nur ein paar, die einem in den Kram passen, und hofft, dass den Beschiss keiner merkt. Und die Medien hüpfen drauf, als gäbe es nichts Spannenderes zu berichten. Cui bono?