Die frohe Botschaft wird seit gestern unermüdlich von zahlreichen Agenturen verbreitet: Der Genuss von einem halben Liter Rote-Bete-Saft senkte bei 14 gesunden britischen Freiwilligen binnen 60 Minuten den Blutdruck, und zwar für viele Stunden. Das Ausmaß der Senkung ist mit 8 bis 10 mm Hg durchaus mit der von Medikamenten vergleichbar.
Wer nun glaubt, das liege am Kaliumgehalt, irrt. Wie das Autorenteam um Amrita Ahluwalia im Wissenschaftsblatt Hypertension mitteilt, ist es das Nitrat, das die roten Rüben so entspannend macht. Genauer gesagt, ist es das daraus von den Mundbakterien gebildete Nitrit. Mit dem Speichel gelangt das Nitrit in den Magen, von wo aus es entweder direkt ins Blut gelangt oder nachdem es zu Stickoxid umgewandelt wurde. Stickoxid ist ein wichtiger Relax-Faktor, denn es entspannt die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Weitere Tests ergaben, dass durch den nitratreichen Saft auch Schäden an den Blutgefäßen und die Verklumpung von Blutplättchen vermindert werden konnten. Somit liegt den bekannten Herz und Gefäß schützenden Eigenschaften von Gemüse und Salat eher ihr Nitrat- als ihr Vitamin- oder Mineralstoffgehalt zugrunde.
Dumm nur, dass man den Menschen zwar stets zu mehr Gemüse und Salat rät, sie aber seit Jahrzehnten unbeirrt und mit besorgter Mine vor den nitratreichen Sorten warnt. Dabei ist schon seit Jahren klar, dass hier ein Paradigmenwechsel ansteht. Höchst Zeit also, dass diese Erkenntnisse endlich auch zur Ernährungsberatung durchsickern.